(CIS-intern – Von Horst Schinzel) – Die Wirtschaft in den östlichen Bundesländern schlägt Alarm. Nach ihrer Ansicht wird der Wasserweg Elbe von der Bundesregierung sträflich vernachlässigt. Darauf wollen die Kammern des Einzugsgebietes der Elbe die Abgeordneten der Landtage dieser Länder aufmerksam machen.
Die Kammerunion Elbe/Oder (KEO) veranstaltet mit einer Reihe ihrer Mitgliedskammern, dem Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen, dem Wirtschaftsverband Elbe Allianz e.V. und Hafen Hamburg Marketing e.V. zehn Veranstaltungen in den Landtagen entlang der Elbe. Wichtigstes Ziel der KEO ist es, deutlich mehr Container über das Binnenschiff von und zum Hamburger Hafen zu transportieren, als dies gegenwärtig mit rund 100.000 Standardcontainern (TEU) der Fall ist. Damit sollen vor allem die Autobahnen sowie als Transportwege bis in die Tschechische Republik deutlich entlastet werden.
Foto: Mario De Mattia
Thematisch werden in Frühstücksrunden, Gesprächen mit Fraktionsgruppen in einzelnen Ausschüssen und bei Parlamentarischen Abenden der Elbanrainerländer die Probleme bei der Erstellung des Gesamtkonzeptes Elbe durch den Bund angesprochen. Der Bund hat für die Mittel und Oberelbe das Unterhaltungsziel für die mittlere Fahrrinne bei Niedrigwasser von 1,60 Metern an 345 Tagen im Jahr gesetzt. Tatsächlich sind in acht von neun Elbabschnitten aber nur Werte zwischen 1,18 und 1,38 Metern an mindestens 345 Tagen erreicht.
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Dazu erklärt der KEO-Generalsekretär und Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz: „Bund und Länder müssen an einem Strang ziehen – sonst droht in einigen Jahren ein Verkehrsinfarkt. Wenn sich die Verhandlungen zwischen den Bundesländern und dem Bund weiter verzögern, wird sich die Schiffbarkeit von Mittel- und Oberelbe noch dramatischer verschlechtern. Wenn die Mittel- und Oberelbe als Bundeswasserstraße kurz- bis mittelfristig ausfällt, werden die bis zum Jahr 2030 zusätzlich erwarteten 4,4 Millionen Standardcontainer etwa zur Hälfte per Lkw über bundesdeutsche Straßen fahren. Weil die Sanierungsmaßnahmen für die Elbe als Wasserstraße jetzt in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden müssen, wollen wir an Stellen, wo der Entscheidungsprozess blockiert wird, den Handlungsdruck für die deutsche und tscheschische Volkswirtschaft deutlich machen.“
Boris Kluge, Geschäftsführer des Bundesverbands Öffentlicher Binnenhäfen, bekräfigt die Rolle der Binnenhäfen im Gesamtkonzept Elbe: „Die Binnenhäfen entlang der Elbe sind eine vitale Kraft der ostdeutschen Wirtschaft und aus vielen Produktions- und Logistikkonzepten nicht wegzudenken. Der umweltfreundliche Verkehrsträger Schifffahrt ist nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern oft auch aus wirtschaftlichen Erwägungen ein entscheidender Standortvorteil. Ohne eine leistungsfähige Elbe können die Binnenhäfen im Verbund mit der verladenden Industrie ihre Funktion als Jobmotoren und Standortgarant nicht mehr ausfüllen.“
„Die Langsamkeit des Enscheidungsprozesses im Gesamtkonzept Elbe führt zu einer zunehmenden Verunsicherung der Verlader“, sagt Stefan Kunze, Vorsitzender des Elbe Allianz e.V. Aufgrund unzulänglicher Abladeverhältnisse werde der Zugang zu Märkten durch höhere Transportkosten erschwert. Für die Produzenten von Projektladungen und Anlagen sei die Elbe aufgrund der Abmessungen und Gewichte ihrer Produkte ein unverzichtbarer Transportweg. Daher sei eine Beschleunigung des Prozesses für die Regionen an der Elbe unverzichtbar.
Hintergrund:
Für das Jahr 2030 hat die Hamburg Port Authority in ihrer 2013 angepassten Umschlagsprognose das Basiswettewerbsszenario konservativ gerechnet und einen Containerumschlag von 18,6 Millionen TEU im Hamburger Hafen angesetzt. Davon werden 8,8 Millionen TEU als Transshipmentmenge vorhergesagt und 9,8 Millionen TEU für den Hafenhinterlandverkehr kalkuliert – 4,4 Millionen TEU mehr als im Jahr 2013.
2013 wurden rund 9,3 Millionen TEU im Hamburger Hafen umgeschlagen, wovon 3,9 Millionen TEU weiterverschifft und 5,4 Millionen TEU ins Hinterland verfrachtet wurden. Der Umschlag per Lkw betrug 59 Prozent, per Bahn 39 Prozent und per Binnenschiff 2 Prozent (Quelle: HHM). Die Transportquote des Hamburger Hafens beim Binnenschiff ist bei anderen Gütern wie Massengut bereits deutlich besser als im Containerbereich:
Ladungsart Bahn Lkw Binnenschiff
Konventionelles Stückgut/RoRo 54 % 41 % 5 %
Trockene Massengüter 64 % 17 % 19 %
Flüssige Massengüter 36 % 27 % 37 %
Über die Kammerunion Elbe/Oder
Die Kammerunion Elbe/Oder besteht aus 33 tschechischen, polnischen und deutschen Industrie- und Handelskammern sowie seit Juli 2014 der Handwerkskammer Magdeburg. Die KEO wurde im Jahr 2000 auf Initiative der Handelskammer Hamburg gegründet, um die wirtschaftlichen Interessen im Handelsraum des Elbstroms und der Oder stärker vertreten zu können. Der Wirtschaftsraum der Mitgliedskammern umfasst rund 37 Millionen Einwohner.
Über den BÖB
Im Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) sind die Binnenhäfen in Deutschland organisiert. Der BÖB vertritt die Interessen seiner Mitglieder und beteiligt sich an allen relevanten Diskussionen und legislativen Vorhaben in Bezug auf die Binnenhäfen. Er arbeitet dabei nach einem Leitbild, das den Binnenhäfen in der Verantwortung sieht, eine nachhaltige Mobilität zu sichern.
Über den Elbe Allianz e.V.
Die Elbe Allianz ist ein Zusammenschluss von etwa 100 Unternehmen aus der verladenden Wirtschaft und der Verkehrswirtschaft, Landes- und Kommunalbehörden sowie regionalen Industrie- und Handelskammern beiderseits der Elbe einschließlich der Tschechischen Republik. Ziele des Vereins sind die Förderung der Wasserstraßen und Häfen im Stromgebiet der Elbe, ihrer schiffbaren Nebenflüsse und angrenzenden Kanäle.
Über den Hafen Hamburg Marketing e. V.
Hafen Hamburg Marketing übernimmt als privatrechtlicher Verein das Standort-Marketing für den Hamburger Hafen, die Partner und Häfen entlang der Transportkette sowie für die Mitgliedsunternehmen des Vereins. Satzungsgemäß sind die Aktivitäten innerhalb Hamburgs unternehmens- und wettbewerbsneutral. Weltweit sind HHM-Hamburg und die ausländischen Repräsentanzen ersten Ansprechpartner zum Hamburger Hafen