(CIS-intern) – Von Horst Schinzel Den amerikanischen Germanisten Henry A. Smith (73) hat die Liebe nach Ostholstein gezogen. Er hat seine Universitätslaufbahn aufgegeben und bis zum Ruhestand als Gymnasiallehrer gearbeitet. Daneben war und ist Smith literaturwissenschaftlich tätig. Über viele Jahre hinweg hat er sich mit dem historischen Eutin befasst, das um 1800 herum bedeutende Persönlichkeiten der damaligen Geisteswelt angezogen hat. Gern wird vom „nordischen Weimar“ gesprochen.
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Smith hat sich mit der Frage auseinander gesetzt, w o haben diese – und viele andere – Menschen gewohnt. Das hat ihn zwangsläufig dazu geführt, sich mit der Baugeschichte der 279 Häuser der Kernstadt – zu der auch etwa die Weidestraße oder der Lange Königsberg gehören – zu befassen. Eine Fleißarbeit sondergleichen! Anhand der ältesten Häuserlisten der Stadt – und deren Fortschreibungen – hat Smith untersucht, wer diese Häuser besessen hat und wer dort zur Miete gewohnt hat. Herausgekommen sind kaum glaubliche Ergebnisse. Im alten Eutin war es sehr eng. In einem kleinen Haus haben beispielsweise dreiunddreißig Personen gehaust. Die Wohnverhältnisse mag man sich nicht vorstellen. Und viele Lebensläufe waren echt dramatisch – nicht nur der des dänischen Gesandten von Qualen, der unter nie geklärten Umständen ermordet worden ist.
In dem umfangreich bebilderten Buch wird deutlich, dass der Abrisswahn schon früh in der kleinen Residenzstadt gewütet hat. Im Gegensatz etwa zu Lübeck, ist kaum ein Haus ist noch original. Abrisse gehen zurück bis in das 18. Jahrhundert und setzen sich bis in unser Jahrtausend fort. Smith liefert dafür eine lexikalische Liste.
Henry A. Smith, Historische Häuser in Eutin, Kiel 2015, Wachholtz-Verlag