
Und daran wird auch diese Biografie im Vorfeld der 200. Wiederkehr seines Sterbetages am 15. Januar 1815 wenig ändern. Der Verfasser Martin Geck ist eigentlich in der Musikgeschichte zuhause. Er macht kein Geheimnis daraus:
Er liebt den Gegenstand seiner Darstellung. Dabei ist er sich durchaus darüber klar: Matthias Claudius war und ist ein „Unzeitgemäßer“. Das macht seine Darstellung schwer lesbar.
Fakt ist: Claudius war ein Lebenskünstler. Von seinem Tun konnte der Sohn eines Reinfelder Pastors eigentlich nie leben. Und noch weniger seine kinderreiche – sechs Nachkommen – Familie. Im Hause Claudius war eigentlich stets Schmalhans Küchenmeister. Aber er hatte wohlmeinende Gönner bis hin zum dänischen König.
Gönner, die auch seine regelmäßigen Kuraufenthalte in Bad Pyrmont finanziert haben. Und mit literarischen Arbeiten, Stundengeben und dem Geld von Kostgängern hat er jahrzehntelang ein recht beschauliches Leben in Wandsbek geführt.
Das aber hat er sich immer wieder mit literarischem und politischem Streit vergällt.
Denn Claudius war erzkonservativ. Die Französische Revolution hat er bekämpft. Und das Gottgnadentum der Könige seiner Zeit gefeiert. Ebenso einen kernigen Protestantismus, in dem ihm alle Neuerungen ein Gräuel waren. Überdies ein rechter Hausvater. Seinen Söhnen – einer war zeitweilig Arzt in Eutin – verschaffte er eine gute Ausbildung, seinen Töchtern eine gute Position in der Gesellschaft. Eine war mit dem Hamburger Verleger – und Patrioten – Perthes verheiratet.
Das alles liest man bei Martin Geck mit großer Distanz. Und wundert sich, wie ein Mensch unserer Zeit einen Matthias Claudius so kritiklos feiern kann..
Martin Geck: Matthias Claudius – Biografie eines Unzeitgemäßen, 2014, Siedler-Verlag, München
Foto: Amazon
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