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Gemeindepsychiatrie: Bausteine für regionale Versorgung

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(CIS-intern) – Der Kreis Dithmarschen und die Brücke Schleswig Holstein (Brücke SH) beschreiten mit dem Modellvorhaben Inklusion neue Wege: Ziel ist es, flexible und individuelle Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu schaffen. Hierfür werden ambulante Angebote in der Gemeindepsychiatrie gemeinsam ausgebaut. Zum Beispiel sollen neben der stationären Betreuung auch ambulante Wohnformen und niederschwellige Beratung gefördert werden. Landesweit einmalig ist, dass mit dem Regionalbudget die bestehenden Grenzen in der Versorgung zwischen dem Sozialgesetzbuch XII und SGB V überwunden werden sollen. Landrat Dr. Jörn Klimant, Daniela Erdmann, Leiterin des Fachdienstes Eingliederungshilfe des Kreises Dithmarschen, sowie von der Brücke SH der Geschäftsführer Wolfgang Faulbaum-Decke und Liane Junge, Verbundmanagerin im Kreis Dithmarschen, stellten das Vorhaben am Freitag, 23. Januar 2015, im Kreishaus vor.

Foto: Ziehen an einen Strang (von links): Erdmann,
Dr. Klimant, Faulbaum-Decke und Junge.
Foto: Kreis Dithmarschen

Der Kreis Dithmarschen ist nach dem SGB XII verantwortlich für die Eingliederungshilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Insgesamt betreut der Fachdienst Eingliederungshilfe 345 Leistungsberechtigte, davon werden 274 in Dithmarschen versorgt. Die Brücke SH betreibt und leitet vollstationäre Wohneinrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen im Kreis Dithmarschen. Von den insgesamt 285 Plätzen (darunter sind auch 50 Plätze für teilstationäres Wohnen) im Kreisgebiet werden 94 von der Brücke SH gestellt. Nun arbeiten erstmals der Kreis Dithmarschen und die Brücke SH für ein Projekt zum Thema Inklusion zusammen. Landrat Dr. Klimant begrüßt die Kooperation mit dem landesweit aktiven Träger: „Die Brücke SH ist ein kompetenter Partner mit einer über 30-jährigen Erfahrung in der Betreuung und Beratung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Diese Erfahrung ist viel wert, um das Modellvorhaben voranzubringen. Denn das regionale Versorgungsnetz ist zukunftsweisend: Es unterstützt dank seiner Flexibilität und individuellen Förderung die Inklusion. Außerdem erleichtert die Vernetzung die Zusammenarbeit zwischen den Trägern und sichert die Finanzierungsmöglichkeiten des Kreises und der Brücke SH.“

Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiges Ziel des Modellvorhabens. „Besonders für chronisch Erkrankte, die in erster Linie stationär betreut werden, wollen wir gemeinsam im Kreis Dithmarschen Strukturen inklusiv weiterentwickeln. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen künftig mehr Wahlmöglichkeiten haben und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention stärker als bisher wahrnehmen können. Das Projekt möchte daher auch die Selbstständigkeit der Betroffenen fördern und ihnen zum Beispiel Alternativen zur stationären Versorgung aufzeigen wie die Betreuung und Behandlung in den eigenen vier Wänden und im vertrauten sozialen Umfeld“, erläutert Daniela Erdmann. Außerdem fügt die Leiterin des Fachdienstes Eingliederungshilfe hinzu: „Wichtig dabei ist, dass dieses Angebot auf Freiwilligkeit für die Betroffenen beruht. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen selbst bestimmen können, was für sie der richtige Weg ist. Wir helfen und beraten unsere Klientinnen und Klienten bei der Lösungssuche.“

Innovatives Inklusionsprojekt

Die vertraglichen, strukturellen und finanziellen Rahmenbedingen für das Modellvorhaben sind bereits gesetzt. Der Fachdienst Eingliederungshilfe des Kreises Dithmarschen regelt die Finanzierung und die Brücke SH führt das Vorhaben aus. Der Träger hat den Projektplan und die Projektstruktur entworfen. Eine Steuerungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern des Kreises, der Brücke SH und der Koordinierungsstelle für soziale Hilfe wurde ins Leben gerufen. Außerdem beteiligt sich der Fachdienst Eingliederungshilfe an Teilprojekten.

Das Modellvorhaben nimmt landesweit eine Vorreiterrolle bei der Finanzierung und Organisation ein: Die bestehenden Grenzen in der Versorgung zwischen dem Sozialgesetzbuch XII und SGB V sollen mit der Schaffung des Regionalbudgets überwunden werden. Es wird nicht mehr der Einzelfall bezahlt, sondern ein Pauschalbetrag erstattet. Dieses pauschale Abrechnungssystem ermöglicht mehr Flexibilität und Handlungsfreiheit für den Träger. So können zum Beispiel Doppelangebote vermieden werden und die Träger sich besser in ihrer Arbeit austauschen.

Vorbild ist hierbei auch die Vernetzung des Kreises Dithmarschen mit der psychiatrischen Fachabteilung des Westküstenklinikums in Heide, die mit dem Regionalbudget nach dem SGB V arbeitet. Dieses Konzept hat sich gut bewährt und wurde auf das Modellvorhaben mit der Brücke SH übertragen.

Wolfgang Faulbaum-Decke, Geschäftsführer der Brücke SH sagt: „Gemeinsam mit den engagierten Vertreterinnen und Vertretern des Kreises Dithmarschen ist es uns gelungen, uns aus dem lang anhaltenden und bundesweit erfassenden Stillstand in der verlässlichen Versorgung bei psychischen Erkrankungen zu lösen. Mit dem gemeinsamen Modellvorhaben werden wir die Eingliederungshilfe weiterentwickeln und dazu auch mit Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen verknüpfen. Dabei orientieren sich alle unsere gemeinsamen Vorhaben an der UN-Behindertenrechtskonvention. Unser Ziel ist klar: Tragfähige Unterstützung, die unkompliziert zu erreichen, verlässlich und bezogen auf die Bedarfe ist. Es sollen die Rechte und Pflichten von Menschen mit psychischen Erkrankungen als Bürgerinnen und Bürger des Kreises Dithmarschen gestärkt werden.“

Die Verbundmanagerin Liane Junge koordiniert das Projekt vor Ort: „Der Wunsch und Wille nach Selbstbestimmung und Freiwilligkeit ist für uns eine große Gemeinsamkeit im Projekt und ein hohes Gut. Fachlich sprechen wir vom personenzentrierten Ansatz. Das heißt, dass wir mit dem Hilfesuchenden in seinem Lebensumfeld nach seinem Wunsch zusammenarbeiten und dabei ihm wichtige Personen einbeziehen. Wir werden gemeinsam neu denken, uns von Altem trennen, die Gesellschaft bereichern, aber auch mehr einbinden. So benötigen wir als Ersatz für die sich wandelnde vollstationäre Tagesstruktur beispielsweise auch niederschwellige Arbeitsmöglichkeiten für die Zielgruppe.“

Das Modellvorhaben läuft von 2014 bis 2019. Eine erste Evaluation steht 2017 an. Weitere Unterstützer des Projektes sind das Westküstenklinikum Dithmarschen, die Stiftung Mensch und die Brücke Dithmarschen.

Vom Wohnhaus zum Stadtteilhaus

Erste Ziele und Teilprojekte befinden sich in der Planung. Unter dem Arbeitstitel „Stadtteilhaus“ ist ein niederschwelliges Angebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen geplant. Das Wohnhaus in der Norderstraße der Brücke SH in Heide soll in ein „Buntes Haus Wohnen und Beratung“ für weitere Dienstleistungen und Angebote umgewandelt werden. So soll es einen Tagestreff und Beratung für Menschen mit psychischen Erkrankungen geben. Nach dem Projektplan bietet eine Cafeteria einen Mittagstisch für Seniorinnen und Senioren. Ein Cateringservice für berufstätige Eltern oder ältere Menschen sowie weitere Gruppenangebote werden überlegt.

Als Zielgruppe für das Modellprojekt rücken besonders auch ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen in den Fokus. Denn die Alten- und Pflegeheime sind mit depressiven oder an Angststörung leidenden Bewohnerinnen und Bewohnern oft überfordert.

PM: Kreis Dithmarschen

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