(CIS-intern – Von Horst Schinzel) – Die pensionierte Lehrerin Gisela Thietje gilt als beste Kennerin der Geschichte des Eutiner Schlossgartens. 1994 hat sie dazu eine umfassende Monografie vorgelegt und überdies zahlreiche weitere Beiträge zu Teilaspekten der Entstehungsgeschichte publiziert. Als Krönung ihres Forscherlebens hat sie jetzt im Verlag der Eutiner Landesbibliothek eine umfassende Studie „Der Gottorfer Prinz Peter Friedrich Ludwig – Seine Englandreise (1775 /1776) und ihre Bedeutung für den Eutiner Schlossgarten“ vorgelegt – eine Fleißarbeit sondergleichen. Zugleich gibt die Autorin einen Einblick in die in Eutin wenig bekannte Jugend des späteren Herzogs und Fürstbischofs.
Foto: Die Autorin
Der Vater – ein Bruder zweier Fürstbischöfe und des späteren Königs von Schweden – war General im Dienste des preußischen Königs Friedrich II. Er war an mehreren Schlachten beteiligt. Nach dem Amtsantritt des kurzlebigen Zaren Peter III wurde er Oberbefehlshaber der in Schleswig-Holstein stehenden Großfürstlichen Truppen und persönlicher Bevollmächtigter des Großfürsten Paul in Kiel – ein Amt, das er wegen seines frühen und plötzlichen Todes 1763 nur kurz ausgeübt hat.
Die noch sehr jungen Söhne des Generals kamen unter die Vormundschaft des Eutiner Fürstbischofs August Friedrich und der Tante – der Zarin Katharina II. Insbesondsere Katharina – dem Eutiner Fürstibschof hätte dazu keine Mittel gehabt – war um eine sorgfältige Ausbildung der Prinzen in der Schweiz und Italien besorgt. Nach deren Abschluss trat Peter Friedrich Ludwig – weitgehend aus den Mitteln der Tante – eine anderthalbjährige Reise nach England an, die weitgehend dem Studium der sich hier entwickelnden Gartenkunst diente. Über diese Reise gibt es als schriftliche Unterlagen nur die Abrechnungen des Kutschers – die Kutscherlisten. Anhand dieser hat die Autorin verfolgt, wo der fürstliche Reisende gewesen ist. Der war mit zwei Kutschen und einer standesgemäßen Begleitung unterwegs – zu der der spätere oldenburgische Postminister Starklof ein deutsch-estnischer Adeliger gehörten.
Die 2 200 Kilometer lange und sicherlich beschwerliche Reisende hat offenbar auf den jungen Prinzen großen Eindruck gemacht. Noch bevor der die Regentschaft nach dem Tode seines Onkels übernahm, richtete er sich in Rastede ein und schuf dort einen Schlossgarten. Bald nach seinem Amtsantritt als Fürstbischof und Administrator des Herzogtums ließ er den bisher im französischen Sinne gestalteten Schlossgarten in Eutin grundlegend erweitern und als Landschaftsgarten neu anlegen. Später kam der Schlossgarten in Oldenburg dazu.
In Eutin verwertete der Fürst seine in England gewonnenen Eindrücke. Die Autorin weist nach, wie die Einzelheiten der Umgestaltung ihre Vorbilder haben. Auch die in jüngster Zeit stark beachteten freimaurerischen Ideen werden gewürdigt. Das Buch ist zwar nicht leicht zu lesen, aber eine Freude für jeden Heimatfreund und sicher auch für Freunde historischer Gärten.