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Lübeck erinnert an einen vergessenen Plakatkünstler

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(CIS-intern) – Von Horst Schinzel Der Hamburger Lithograph Adolph Friedländer war Ende des 19. Jahrhunderts einer der bekanntesten deutschen Plakat-Lithografen. Zwischen 1872 und 1904 produzierte er über 9000 Plakate, die vor allem für Zoos, Zirkuskünstler und Varietétheater warben. Zu seinen Kunden gehörte auch das berühmte Marionetten-Varieté-Theater Schichtl. 110 Jahre nach dem Tod Friedländers werden nun im TheaterFigurenMuseum in Lübeck einige der historischen Schichtl-Plakate gemeinsam mit einer Auswahl anderer Plakate der Friedländer- Druckerei in einer Sonderausstellung präsentiert.

Die Schau Adolph Friedländer.Lithografien und Plakate wird am kommenden Sonntag eröffnet. Martina Wagner, die Geschäftsführerin des Museums, erklärte: bei der Vorstellung der Schau:„Friedländers Plakate zaubern die bunte Welt des Zirkus und Varietés in die Gegenwart. Wer das Staunen nicht verlernt hat und wer dem Zirkus und Varieté wieder begegnen will, der kann diese faszinierende Welt in Friedländers Plakaten neu entdecken. Ganz besonders widmen wir uns den Werbeplakaten der Marionettendynastie Schichtl, die schon 1883 mit der Friedländer-Druckerei arbeiteten. Alle Plakate sind noch immer eine unübersehbare Aufforderung an das hochverehrte Publikum, zu kommen, zu schauen, zu staunen!“

Foto: StichtingCircus / Schichtl’s Marionetten-Theater: Clown’s Abenteuer im Restaurant, 1911 
Eine Pantomime von F.A. Schichtl. Die Figuren dazu befinden sich in der Sammlung unseres Museums. Als Plakatvorlage diente ein Schwarzweißfoto von Paul Schindler, Wittenberg 1897. In dieser Zeit war es üblich, Marionetten auf Plakaten als Menschen darzustellen.

Die Ausstellung im TheaterFigurenMuseum zeigt Plakate aus fünf Jahrzehnten. Historische Lithographien der Marionettendynastie Schichtl von 1883 bis 1912 sowie ausgewählte den Zirkus Carl Hagenbeck entstanden, spiegeln eine überschäumend beschwingte und dramatisch bewegte Zeit voller Neuheiten und Sensationen wider.
Die Plakate entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, einer Zeit also, in der berühmte Luftakrobaten, Jongleure, Schwertathleten, Zauberkünstler und die Vertreter manches heute vergessenen artistischen Fachs die Sensation auf den Jahrmärkten waren.

Adolph Friedländer wurde in Hamburg geboren. Sein Vater, Raphael Israel Friedländer, brachte ihm in einem kleinen Steindruck-Betrieb das Lithografenhandwerk bei. Im Sommer 1865 ging Adolph Friedländer zur weiteren Ausbildung nach Berlin und 1868 auf Wanderschaft durch die besten deutschen Steindruckereien. 1872 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Mit einer nach dem Tod des Vaters geerbten alten Steindruck-Presse ließ sich Adolph Friedländer in der Thalstraße nieder und begann mit dem Druck von Etiketten für Kolonial- und Delikatesswarengeschäfte. Seine Druckerei lag mitten im Stadtteil St. Pauli. Durch die direkte Nachbarschaft zu Varietétheatern, Singspielhallen und Bierhäusern, insbesondere aber durch die Nähe zum Hafen und zum Spielbudenplatz, taten
sich rasch neue Kundenkreise auf.

Schließlich beschloss er, den Etikettendruck aufzugeben und sein Geschäft auf den seit den 1870er Jahren in Frankreich entwickelten Druck vierfarbig lithographierter Plakate zu spezialisieren. Die detail- und farbenfreudigen Darstellungen, die wenig von zeitgenössischen Stilrichtungen beeinflusst waren, prägten das neue Genre der Zirkusplakate. Den Durchbruch erfuhr Friedländers Druckerei durch einen Großauftrag von Carl Hagenbeck in den Jahren 1883 und 1884: Er gestaltete Plakate für eine große Tierschau. Im Jahr 1884 schaffte Friedländer sich eine erste Steindruckschnellpresse an, mit der er etwa 600 Plakate in der Stunde drucken konnte. Bis etwa 1900 war er zum „König der Lithographen“ aufgestiegen. Allein zwischen 1890 und 1900 entstanden in seiner Druckerei über 2000 Plakate für das In- und Ausland. Viele namhafte Tier- und Figurenzeichner wirkten daran mit. Kunden aus Japan, Australien, Indien und den USA gaben bei ihm Plakate in Auftrag. Plakat für Carl Hagenbeck Zoologischen Circus, Löwe auf Elefant, 1895 oder 1896 Dieses Plakat war vermutlich für Tourneen bestimmt. Die Dressurnummer “Lizzie fährt mit dem Löwen Prinz Veloziped” des Dresseurs Wilhelm Philadelphia erregte schon auf der Weltausstellung 1893 in Chicago Aufsehen. Philadelphia war ein bekannter Elefanten-Dresseur, der bei Wilhelm Hagenbeck gelernt hatte. Er spezialisierte sich auf reitende Raubtiere.

Sophia JessenAdolph Friedländer starb 1904 in Hamburg

PM: Horst Schinzel

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