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Die Hanse – Vom Mittelalter bis in die Neuzeit

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Foto: pixabay.com / JuliaBoldt(CIS-intern – Werbung) – Über zwei geschichtliche Großepochen hinweg, über das Mittelalter bis in die Neuzeit, war der Kaufmannsbund der Hanse ein nicht zu ignorierender Machtfaktor in Nordeuropa. Eine insofern bemerkenswerte Entwicklung, da es in der vorherigen Geschichte wohl keine andere Gruppe an Kaufleuten gab, die ganz ohne souveräne Privilegien, derart viel politischen, ja sogar unmittelbar militärischen Einfluss, ausüben konnte. In ihrer Blütezeit war die Hanse in der Lage, eigene Söldnerheere aufzustellen und hatte ein de facto Monopol über den Ostseehandel inne. Doch als eben dieser Ostseehandel an Bedeutung verlor und sich die kontinentalen Märkte und Machtstrukturen änderten, ging die Hanse mit ihren starren Strukturen, die zuvor Garant für ihren Erfolg waren, unter.

Foto: pixabay.com / JuliaBoldt

Beginn als lose Zusammenschlüsse
Ein genaues Jahr, in dem die Hanse aus der Taufe gehoben wurde, lässt sich nicht benennen, da sich der Entstehungsprozess so auch nicht abgespielt hat. Sie wuchs organisch, eingeleitet durch mehrere Faktoren, die ab Mitte des 12. Jahrhunderts zu Tage traten. Zum einen taten sich immer mehr Ostsee- und Nordseehändler zu sogenannten Hansen zusammen. Das Wort “Hansa“ bedeutet so viel wie “Schar“ und bezeichnete in diesem Zusammenhang Konvois, zu denen sich mehrere Händler mit gleichen Zielhäfen zusammenschlossen. So konnten sie einander bei Unwetter und Überfällen beistehen, gingen aber am Reiseziel jeweils ihren eigenen Geschäften nach.

Solche zweckmäßigen Bündnisse unter Händlern waren nichts Neues. Jedoch sollte die Bildung der Hanse eine Eigendynamik erfahren, die einigen glücklichen Entscheidungen, vor allem aber historischen Rahmenbedingen, zu verdanken war. So wuchs in diesem Zeitraum (dem sogenannten Hochmittelalter) die Bedeutung der Städte rasant an. Insbesondere solcher Städte, die an Flüssen, Mündungen oder Küsten lagen. Zwar gab es schon im Altertum einen Fernhandel, den Händler mit Schiffen betrieben, um Güter über große Strecken zu transportieren und von massiven Preisdifferenzen zu profitieren. Jedoch war das Handelsvolumen dieses Fernhandels in Europa, insbesondere abseits des Mittelleerraumes, sehr überschaubar. So war der europäische Handel im frühen bis mittleren Mittelalter überwiegend lokaler Natur.

Das änderte sich just als die Hanse immer größer wurde. Der Wachstumsschub in den Städten bedingte Konzentrationen von Arbeitskraft und Nachfrage, sodass der Fernhandel schnell an Gewicht gewann. Im Ostessraum entstanden neue Städte an den Küsten oder bestehende Städte wurden als Handelsplätze entdeckt und erschlossen, sodass sich ein lebhafter Seehandel entwickelte. Eine solche Stadt war Lübeck. Diese erste deutsche Ostseestadt, die 1143 gegründet wurde, sollte gewissermaßen zu einer bedeutenden Keimzelle der Hanse werden. Denn hier trafen logischerweise die deutschsprachigen Ostseefahrer aufeinander, tauschten sich aus und taten sich zusammen – in immer größerem Ausmaß.

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Die Kogge – Symbol der Hanse
Bedingt durch den rasanten Ausbau der Küstenstädte und der hiesigen Seefahrt wurden bestimmte Baustoffe, darunter auch Holz, im Bereich der Ostsee immer seltener und teurer. Um dieses Problem zu lösen brauchte es einen Schiffstyp, dessen verbautes Holz in einem ökonomisch günstigen Verhältnis zu so gewonnen Lagerkapazität stand. Mit einfachen Worten: Ein Schiff, das viel Stauraum bot, dabei jedoch günstig in der Herstellung und der Bemannung war. Ein eben solches Schiff war die Kogge. Zwar etwas schwerfällig und kaum fähig, gegen den Wind zu kreuzen, verbrauchte es im Bau wenig Holz, konnte von vergleichsweise kleinen Mannschaften bedient werden und bot bis zu 200 Tonnen Stauraum. Für wohl mehr als 100 Jahre, sollte die Kogge der bevorzugte Schiffstyp der Hanseaten sein, ehe sie sukzessive durch Holk und Kraweel abgelöst wurde.

Aufstieg und Fall
Bedingt durch Lübecks günstige Lage im Ostseehandel und getrieben vom Wunsch, gemeinsame Interessen wirkungsvoller im Verbund durchzusetzen, wuchs und gedieh die Hanse zu einem immer stärkeren Interessenverband. Auf dem Höhepunkt ihres Einflusses (Ende des 14. Jahrhunderts) hatte die hanseatische Handelsflotte etwa ein kombiniertes Ladevolumen von 100.000 Tonnen! Im Inneren solidarisierte sich die Hanse dadurch, dass sie diverse Sicherheiten (bspw. Erstattung der erlittenen Verluste bei Schiffbruch) und alle Vorteile einer gemeinsamen Lobby anbot. Regelmäßige Treffen der in ihr organisierten Kaufleute, wie der alljährliche Hansetag, koordinierten das gemeinsame Vorgehen.

Auf ihrem Zenit war die Hanse im gesamten, geografisch von den anderen Meeren weitgehend getrennten Ostseeraum quasi vollkommen autark und außer Konkurrenz. Andere Gilden wurden verdrängt und die Hanse hatte solche Wirtschafts- und Geldmacht inne, dass sie nicht nur eigenes Militär aufstellen sondern auch unter Androhung von Wirtschaftsblockaden politischen Einfluss nehmen konnte. In einigen Anrainerstaaten ging das so weit, dass man nicht wagen konnte, einen Thronfolger zu bestimmen, der nicht in der Gunst der Hanse stand!

Doch sollte diese geografisch bequeme Machtposition gleichermaßen zur Basis des Niedergangs der Hanse werden. Denn diese fiel mit der Bedeutung der von der Hanse beherrschten Marktplätze. Als diese schwand, so schwand auch der Einfluss der Hanse, die es versäumte, wichtige Veränderungen und Konstellationen rechtzeitig zu erfassen. Die Entdeckung der neuen Welt ordnete die Wichtigkeit diverser Hafenstädte und Handelsgüter neu. Ehemals wichtige Kontoren, wie Nowgorod, gingen verloren. Überdies offenbarte sich eine Rückständigkeit der Hanse, was Technologien im Schiffsbau, der Salzgewinnung (als eines der primären Handelsgüter in der Ostsee) sowie der Buchführung und dem Kreditwesen anbelangte. So fing die Hanse erst sehr spät an, Börsengeschäfte und doppelte Buchführung zu etablieren. Dinge, die von den Kaufleuten Süddeutschlands und im Mittelmeerraum seit Jahrzehnten (teilweise sogar länger) praktiziert wurden.

So wurde die Hanse schließlich von kontinentalen Konkurrenten, allem voran von den beispiellos aufblühenden Holländern mit ihren wahnsinnig effizienten Schiffen (den Fleuten), weitgehend verdrängt. Überdies brachen viele der Ostseemärkte zusammen oder verloren entscheidend an Bedeutung. Mitte des 17. Jahrhunderts zerfiel die Hanse vollends.

So trugen die Wellen der Geschichte sie zu ungeahnter Macht. Aber das folgende Wellental überstand die Hanse nicht.

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